1000km Linksverkehr – unfallfrei!

Die erste Woche Suedinsel liegt hinter mir. Und 1.000 Kilometer mit dem grandiosen Toyota Corolla Automatik… hoffe mal, der ist nach seinen gelaufenen 240.000km nicht mehr von einer Rueckruf-Aktion betroffen, denn bei den taeglichen Mitteilungen aus der PR-Zentrale unseres japanischen „Marktfuehrers“ kann man ja so langsam schon den Ueberblick verlieren… hatte mal waehrend des Studiums ein spannendes Buch ausgeliehen: „PR in Krisenzeiten“ 🙂

Autofahren in Neuseeland macht eigentlich richtig Spass, nur bei der Vielzahl an teils atemberaubenden Ausblicken muss man echt aufpassen, dass man nicht von der Fahrbahn abkommt… zum Glueck haben die Kiwis aber die umklappbaren Markierungspfosten erfunden, ueber die man bei Bedarf schadlos drueberrauschen kann. Allerdings sind noch nicht alle Pfosten so gebaut…

Spannend sind auch die Verkehrszeichen in NZ. Selbst auf einem „Highway“ gibt es alle paar Kilometer eine „One Lane Bridge“ – beim Ueberqueren von Fluessen hat die Regierung leider bei der Brueckenbreite gespart…
Und auch bei der Warnung vor gefaehrlichen Kurven scheint das Geld vereinzelt ausgegangen zu sein. Wird man an der einen Stelle noch mit 4-8 gelb-schwarzen Pfeilen und der Zahl „45“ dezent aufs Bremsen hingewiesen, taucht 2 Minuten spaeter eine Kurve vom gleichen Ausmass auf – allerdings ohne Hinweisschilder! Also faehrt man doch lieber mal auf Sicht und aeusserst defensiv… die grossen Plakate mit der „High Summer Crash Rate“ tun ihr Uebriges dazu.

Landschaftlich ist Neuseeland unglaublich schoen. Vor allem entlang der Kueste gibt es imposante Felsformationen wie die beruehmten „Pancake Rocks“, endlose schwarz-graue Sandstraende, und dicht bewachsene Berghaenge, die vor unterschiedlichen Gruentoenen nur so strotzen. Vor allem der Riesen-Farn ist immer wieder ein Hingucker. Und den konnte man bei der 4-Stunden-Wanderung im Abel Tasman National Park entlang der „Golden Bay“ hautnah geniessen.

Sandsturm war dagegen auf dem „Farewell Spit“ ganz im Norden der Suedinsel angesagt. Die Duenen dieses knapp 20km langen Sandstreifens verschieben sich taeglich um mehrere Meter und erfordern schon mal eine Sonderreinigung der Foto-Linse… Mit dem 4WD-Bus von Chris war der 6-Stunden-Trip aber jedes Sandkorn wert.

Tiertechnisch findet man in Neuseeland die erwarteten „Klassiker“: Schafe, Rinder, Wild, Huehner, Seeloewen, Moewen, Oysterpicker, zahlreiche mehr oder weniger attraktiv pfeifende Vogelarten – und Grillen. Beim Autofahren mit offenem Fenster uebertoent der Lockruf selbst das Motorengeraeusch, und beim Wandern durch den Wald erzeugen die millionenfach vorkommenden Tierchen vereinzelt Tonfrequenzen, die durchaus als Folter-Instrument eingesetzt werden koennten (nein, ich bin gegen jegliche Form von Folter, auch wenn es der eine oder andere KSC-Kicker langsam mal noetig haette! 😉 )

Was habe ich wohl diese Woche gelernt?

1. Man lernt eine Menge Leute hier kennen… und nicht nur Touris! Waren es auf der Hiking-Tour im Abel Tasman NP noch Martina vom Ammersee und Kathleen, Reid und Lisa (8 Monate alt!) aus Bremen, die eine nette Wandergruppe bildeten, so waren mit Gary aus Alaska, der nach seiner Pensionierung als Pilot immer halbjaehrlich zwischen Neuseeland und Alaska pendelt und mir ein paar Tricks am Macbook zeigte, oder der ueber 80jaehrige Chris aus Wellington, der seine deutsche Ehefrau an einen besser positionierten Gouverneur von der Suedinsel verlor, schon die etwas internationaleren „Kaliber“ am Start. Und auch Pooja und Kaiv aus Dunedin, die beide indische Wurzeln haben, erzaehlten beim gemeinsamen Pitcher in der „Punakaiki Tavern“ spannende Geschichten.
Nur wenn es in der Kueche auf dem Campingplatz ploetzlich laut wird, ist klar: Halb „Ostdeutschland“ (bzw. korrekt „aus den fuenf neuen Bundeslaendern“) ist zur Zeit in NZ unterwegs! Da outet man sich dann lieber nicht als Deutscher, oder verbruedert sich beim Frisbee-Spielen lieber mit einem Hollaender… 😉

2. Wenn Du im Abel Tasman NP einen Fuehrerschein fuer ein 20sitziges Motorboot hast, mit dem Du die Touris an einem der traumhaft schoenen Straende absetzen willst, um sie spaeter an anderer Stelle wieder einzusammeln, solltest Du bei entsprechendem Wellengang auch das Anker setzen wirklich drauf haben. Denn falls Du gerade ein paar Gepaeckstuecke an den Strand bringst, waehrend sich der Anker im Sand loest, und das Boot sich langsam parallel zu den Wellen dreht, macht sich doch schon etwas Unruhe unter den Zurueckgebliebenen breit. Und kurz bevor das Boot zu kentern droht, alle Mann an Land zu beordern, um dann mit letzter Kraft und einem zu Hilfe gekommenen zweiten Boot das Boot wieder frei zu schieben, fuehrt zwar zu einer Erwaehnung in Cook’s Adventure Tour Blog, aber wird Dir nicht zu einer Befoerderung verhelfen!

3. Wenn Du abends in der Taverne noch ein, zwei Bierchen getrunken hast, bevor Du es Dir bei einsetzendem Sturm im absolut wasserdichten Supermarkt-Zelt bequem machst, solltest Du vielleicht doch noch mal kurz die Blase entleeren gehen. Denn einerseits fuehrt das stundenlange Prasseln der Regentropfen auf das Zeltdach nicht gerade zur Entspannung der Blasen-Aktivitaeten, und andererseits kann es eine echte Qual werden, frueh morgens auf ein Nachlassen des Sturms zu hoffen, um trockenen Fusses zur Toilette sprinten zu koennen. Regenschauer dauern in NZ immer bis zum spaeten Morgen, also klaere alle „wichtigen Dinge“ abends, bevor Du den Reissverschluss des Zeltes hinter Dir zumachst!

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.