Halbzeit. Und Schlusspfiff?!?

April 1st, 2010

Tag 75 meiner Reise: Halbzeit – so war der Plan. Aber die glitschigen Felsen an der Bay of Islands wollten meinen Zehenstegpantoletten beim abendlichen Küstenspaziergang nicht ausreichend Halt bieten. Sturz, dickes Knie, ab zum Arzt, nur die Hälfte verstanden, ADAC-Krankenversicherungs-Hotline angerufen, Rücktransport nach Auckland und Heimflug am Karfreitag organisiert. Frohe Ostern! Immerhin darf ich mein Knie mit Eis in der Business Class kühlen…

Dabei hatten die letzten 3 Wochen auf der Nordinsel vielversprechend begonnen. Die Fähre von Picton nach Wellington hatte aufgrund heftigen Seegangs knapp 2 Stunden Verspätung bei der Abfahrt, und auch wir konnten noch in den Genuss hoher Wellen kommen…
Kurz vor Mitternacht in Wellington angekommen, war ein schneller CheckIn im Hostel geplant, bevor wir noch einen St. Patrick’s Day-Absacker in einem der Irish Pubs nehmen wollten. In der Theorie war der CheckIn im dieses Mal frühzeitigst gebuchten Hostel wohl überlegt: Da die Rezeption um 22 Uhr schloss, sollte unser Schlüssel im Zimmer liegen, und die Tür offen sein. Und der Schlüssel lag auch tatsächlich im Zimmer, nur die elektronische Tür war vorschriftsmäßig verschlossen!
Im Foyer wollten wir erst die Sofas in Beschlag nehmen, dann bot uns Alex, ein Kiwi, an, dass in seinem Zimmer noch 2 Betten frei wären. Da wir, wie er auch, jedoch noch um die Häuser ziehen wollten, tauschten wir unsere Handynummern aus, um uns später zwecks gemeinsamer Rückkehr ins Hostel zu treffen; er war schließlich der Herr der Schlüsselkarte.
Nach zwei leckeren Drinks und jeder Menge grün verkleideter, meist bis zum Anschlag betrunkener Leute trafen wir Alex wieder – in einem ähnlichen Zustand. Aber aufgrund seiner hervorragenden Connections zu diversen Tabledance-Bar-Besitzern in Wellington durften wir noch ein bisschen Kiwi-Haut für Umme anschauen… man muss ja beurteilen können, ob die Mädels hier genauso gut tanzen können wie im Dollhouse in Hamburg. Und ja – es war sehr nett!

Gegen Halb Fünf gings dann ins Hostel zurück – und aus dramaturgischen Gründen machten wir es uns doch lieber auf dem Sofa im Foyer bequem; die dadurch deutlich verbesserte Verhandlungsposition für die morgendliche Beschwerde über den missglückten Zimmerzugang verschaffte uns eine kostenlose Sofa-Übernachtung und einen Rabatt auf die zweite Nacht. Die ursprünglich geplante dritte Nacht sagten wir gefrustet ab, und zogen über Napier weiter zum Lake Taupo. Eine goldrichtige Entscheidung, denn gemeinsam mit Dani, Nadine und Tobi aus Deutschland, die wir im Backpacker in Turangi trafen, machten wir uns bei unsicherer Wettervorhersage frühmorgens auf in den National Park: Tongariro Alpine Crossing, ein 19km- und 8-Stunden-Track entlang von Vulkankratern und türkisblauen Kraterseen auf knapp 1900m, wartete auf uns. Und der Himmel strahlte nur so vor Blau – den ganzen Tag. Nur einen Tag später mussten Wanderer aufgrund von Sichtweiten unter 1m und Temperaturen um den Gefrierpunkt umdrehen… Glück gehabt!

Etwas Zeit zum Lernen blieb wie immer übrig:

1. Wenn Dir eine durchaus attraktive Empfangsdame im Hostel in Wellington sagt, dass auf dem nahegelegenen wilden Parkplatz gerne Autos abgeschleppt werden, dann sollte man das nicht nur tagsüber, sondern auch nachts beherzigen. Denn während ich für den 2. Tag bereitwillig einige Dollars für einen anderen Parkplatz hinblätterte, sollte für die letzte Nacht nochmals der wilde Parkplatz ausreichen. Und siehe da, welch Freude morgens um 8 Uhr: Das Fahrzeug war weg! Unfairerweise auch nur meines – die Kiwis werden hier wohl bevorzugt behandelt. Nach zwei Telefonaten und einer Taxifahrt ans andere Ende von Wellington überreichte ich einem etwa doppelt so schweren und heftigst tätowierten, aber nicht gerade höchst intelligent dreinblickenden Abschleppdienst-Angestellten 210 Dollar, warf ihm einen abwertenden Blick durch die Gitterstangen zu (die Jungs wissen, warum sie sich mit Stahl schützen müssen…), und stieg in mein Auto.

2. Wenn Du eigentlich eine abenteuerliche Tour durch die Waitomo Glowworm Caves gebucht hast, morgens aber Dein Magen verrückt spielt, sag die Tour lieber ab, und schaue Dir entspannt das Kiwihouse in Otorohanga an. Die beiden futtersuchenden Nationaltiere im Dunkel-Gehege sind zwar nicht annähernd so spannend wie die freilebenden Gefährten auf Stewart Island, aber im Freigehege wartet die wohl zahmste Ente der Welt auf Dich. Hand vor die Brust, und schon springt das gute Tier auf Deine Hand. Ein paar Streicheleinheiten dazu, und Du hast für die nächste Stunde einen treuen Freund, der Dich nicht mehr alleine lässt.

3. Eine unabhängige Studie der Cook Adventure Tours Travel Agency Inc. hat ergeben, dass negative, ja beinahe schicksalsbehaftete Statements bei Facebook eine etwa zehnfach höhere Aufmerksamkeit und Kommentier-Bereitschaft im Freundeskreis erzielen als positive Berichte über Strandspaziergänge, Sonnenuntergänge und blabla.
Die erstaunlichste Reaktionszeit auf solch eine Nachricht lieferte dabei die Mutter des Eintragenden ab – obwohl sie keinerlei Internet-Zugang hat. Nur 15 Minuten nach Going Live erkundigte sie sich telefonisch nach dem Wohlbefinden des Autors – ohne zu wissen, was geschehen war.
Ähnlich gut war die Reaktionszeit aus dem engsten Freundeskreis: Trotz beinahe mitternächtlicher Veröffentlichungszeit (Ortszeit Germany) kamen innerhalb von einer Stunde eine Mail bei Facebook, drei (netzbedingt vergebliche) Anrufversuche und zwei SMS via Handy.Auch die Kommentierfreudigkeit auf Facebook selbst erzielte innerhalb einer ersten 3-Stunden-Periode erstaunliche 5 Feedbacks mit zumeist aufmunternden Beileidsbezeugungen.
Auch nach Tagesanbruch (Ortszeit Germany) und damit ansteigender Facebook-Nutzung stieg die Kommentar-Bereitschaft nochmals signifikant an. Sowohl regelmäßig am Geschehen des Autors Beteiligte als auch „Gelegenheits-Kontakter“ brachten erneut ihr Mitgefühl zum Ausdruck. Aus einigen Kommentaren war darüber hinaus erkennbar, dass auch im Umfeld der Kommentierenden über das „Drama“ diskutiert wurde, was den Nachrichten-Verbreitungs-Faktor nochmals um ein Vielfaches anhob.

Die Studie zeigt deutlich, dass unabhängig vom Wahrheitsgehalt der Botschaft selbst an einem 1. April erschütternde und herzergreifende Schicksalsschläge die Menschen deutlich mehr bewegen als ein traumhafter Sonnenuntergang am 90-Miles-Beach in Ahipara. Und morgen werde ich mir den nochmals anschauen… mit zwei gesunden Knien (hoffe ich).

In diesem Sinne ab sofort wieder ehrliche Grüße in die Heimat, und sorry für die eine oder andere Sorgenfalte auf Eurer Stirn…

Ach ja, am 18.06. bräuchte ich noch 3-4 Bodygards, die mich am Hinterausgang des Frankfurter Flughafens abholen… Gerüchten zufolge wollen mir mehrere weibliche „Fans“ die Knie zertrümmern… 😉

Dauerlernen in Dunedin

März 19th, 2010

Wie der eine oder andere aufmerksame Leser vielleicht schon mitbekommen hat, bin ich ja nicht nur zum Spaß nach Down Under geflogen – nein, ich wollte auch etwas lernen. Und was lag da näher, als sich für einen zweiwöchigen Englisch-Kurs anzumelden?

Nach 6 Wochen und 4.000 km on tour fiel die Wahl auf das wunderschöne Städtchen Dunedin an der Ostküste Neuseelands. Rund 120.000 Einwohner, davon 20.000 Studenten an der „Otago University“, umgeben von traumhaften Stränden, sanften Hügeln und einer spektakulären Otago Peninsula, an deren Ende die einzige Festlandkolonie von Albatrossen zu finden ist. Dass man hier jederzeit Pelzrobben, Pinguine und unzählige Vögel aus nächster Nähe sehen kann, brauche ich nicht extra zu erwähnen…

Nachdem die Auswahl von 3 Sprachschulen nicht gerade üppig war, bin ich morgens spontan in die erste Schule reingelaufen, war begeistert vom Empfangsteam, und habe mich angemeldet. Ab nun hieß es von montags bis freitags um 7 Uhr aufstehen, von 9 bis 15 Uhr Schule (habe streberhafterweise „full time“ gebucht), und abends noch Hausaufgaben machen… lang, lang ist’s her… 😉
Allerdings fiel das Lernen bei max. 3-4 Studenten im Kurs und der durchaus attraktiven Lehrerin Jo in den Vormittagsstunden nicht sonderlich schwer. Neben spannenden Artikeln aus dem „Guardian“ und klassischen Lückenfüll-Übungen waren es vor allem die Berichte der anderen Studenten aus ihrer Heimat, die den Kurs zu etwas Besonderem gemacht haben. Elektro-Ingenieur Othon aus Brasilien, Literatur-Studentin Fatemah aus Saudi-Arabien, Studentin Yoo Seon aus Korea und AuPair Teresa aus Deutschland hatten eine Menge zu erzählen.
Nachmittags war dann „High Speed English“ angesagt: Fil, vierfache Mutter aus den Philippinen und von morgens bis abends „busy“, hat sich beim Sprechen fast selbst überholt und galoppierte in einem Höllentempo durch die Übungen. Ihr trockener Humor und ihre Geschichten über das Leben von Immigranten in Neuseeland machten aber auch diese zwei Stunden zu einem täglichen Highlight.

Trotz Lernerei blieb genügend Zeit, um Dunedin und die Umgebung intensiv zu erkunden. Während „Larnach Castle“, das einzige Schloss Neuseelands und wunderschön auf der Peninsula gelegen, dem Namen „Schloss“ und den 25$ Eintrittspreis nicht annähernd gerecht wurde, war das Erklimmen der „Baldwin Street“, der weltweit steilsten Straße (lt. Guiness Book 1998) schon ein schweißtreibendes Highlight. Dazu das gelegentliche Joggen am endlosen Sandstrand oder der Sonnenuntergangs-Blick über die Stadt vom Signal Hill – nach zwei Wochen Dunedin fiel der Abschied nicht leicht…

Entlang der Ostküste ging es weiter Richtung Norden, vorbei an den Moeraki Boulders (kugelrunde Felsen, bis zu 4m Durchmesser, die am Strand liegen), einem abendlichen Besuch der „Blue Penguins Colony“ in Oamaru, und einem Zwischenstopp in Christchurch. Nachdem der Sommer nochmals für 2 Tage zurückgekehrt war, bot sich bei 27 Grad eine Harbour Cruise auf der Banks Peninsula an. Und als der Captain schon am Abdrehen war, tauchten doch noch einige Hector’s Dolphins auf, die kleinsten Delfine der Welt. Und dass sie das Schwimmen und Springen beherrschen, haben sie eindrucksvoll bewiesen.

Nach einem entspannenden Bad in den „Hanmer Springs Hot Pools“ und einer leider wegen starker Winde gecancelten Whalewatching-Tour in Kaikoura ging es mit der Fähre wieder zurück nach Wellington, auf die Nordinsel. Und dort werde ich in den verbleibenden 3 Wochen ganz sicher wieder etwas lernen… 😉

Kiwi-Adventure@Stewart Island

März 3rd, 2010

Wer seinen Blog schon mit „Adventure Tours“ betitelt, sollte auch ab und zu ueber ein Abenteuer berichten… also habe ich mir einen kleinen Overnight-Trip nach Stewart Island gegoennt. Diese Insel im Sueden Neuseelands ist ein kleines Paradies fuer sich und Heimat bzw. Rueckzugsgebiet des Kiwis, dem Nationaltier der Neuseelaender. Nur die wenigsten von ihnen haben den seltsamen Vogel allerdings jemals live gesehen, und so mancher „Kiwi“ hat schon Zweifel, dass es die echten „Kiwis“ ueberhaupt noch gibt.

Mit dem kleinen 8-Sitzer-Flugzeug gings bei truebem Wetter von Invercargill los. Und wenn schon die See von oben einen etwas rauheren Wellengang erkennen lies, so sollten auch die Loecher in der Luft sowie entsprechende Windboeen nicht gerade zum angenehmen Fluggefuehl beitragen. Aber da der Pilot wieder mal keinen Fallschirm anhatte… 😉

An der unbewohnten Westkueste der Insel dann die Landung direkt am Strand… butterweich! Nach einer halben Stunde Wanderung durch Sanddünen und Graeser-Landschaften war die Huette des D.O.C. (Department of Conservation) erreicht. Zwei betagte Damen aus Neuseeland und eine Franzoesin suchten ebenfalls Unterschlupf in der Huette – und hatten bereits abends bei ihrem Spaziergang Glueck: Sie sahen mehrere Kiwis – lebendig! Ich hatte mir leider die falsche Faehrte rausgesucht… 🙁

Nach Sonnenaufgang und Mini-Fruehstueck begann dann am naechsten Morgen meine einsame 15km-Wanderung durch das sumpfige Hinterland der Insel. Und dem Kiwi-Gott sei Dank: Zwei der seltenen Tierchen liefen auch mir ueber den Weg, und machten waehrend meiner Filmaufnahmen einen eher verstoerten als erschreckten Eindruck… Futtersuche macht scheinbar blind. Dass sie nicht auf meinen Zehen rumgepickt haben, war grad alles….
Nach dieser Begegnung war mein Tag gerettet, die 3 Stunden Wanderung der pure Genuss, die Fahrt mit dem Rivertaxi ein weiteres Abenteuer, und der Rueckflug vom am weitesten von Deutschland entfernten zivilen Flughafen bei gutem Wetter und direkt neben dem Piloten das i-Tuepfelchen. Nur fragt nicht, wie oft ich mir in diesen 24 Stunden beinahe ins Hoeschen gemacht haette… 😉

Nach soviel Adrenalin blieb fuer die Learnings nur noch wenig Speicherplatz uebrig:

1. Der Name eines Ortes sagt schon durchaus etwas ueber seine Attraktivitaet aus – sofern es ein englischsprachiger und kein Maori-Name ist. Wer beispielsweise nach „Queenstown“ kommt, kann durchaus „Koenigliches“ erwarten. Und sowohl die exponierte Lage am Lake Wakatipo sowie die herrliche Berglandschaft der Suedalpen rund um die Stadt duerften selbst die Queen begeistern.
Wer hingegen nach „Bluff“ faehrt, sollte alle in Prospekten angepriesenen „Highlights“ dieses alten Walfaenger-Oertchens skeptisch hinterfragen. Es gibt definitiv keine! Ausser dass sich der Ort am „edge of the world“ befindet, und man auf einem Wegweiser die Entfernungen nach London, Sydney, zum Aequator und Suedpol ablesen kann. Wie man jetzt genau „edge“ uebersetzt, schlage ich lieber noch mal nach…

Fishing im Doubtful Sound

Februar 24th, 2010

Wasser hat auch in den letzten Tagen meine Reise Richtung Suedspitze gepraegt. Ueber den Highway 6 ging es entlang der Westkueste in die Berge zum Lake Wanaka. Wieder mal ein atemberaubendes Panorama, das trotz enger Serpentinen einige Foto-Quick-Stopps erforderlich machte… mit der Zeit gewoehnt man sich aber an die vorbeirauschenden Wohnmobile und Riesen-Trucks…

Und auch die Scenic Route nach Queenstown bot fantastische Aussichten – kein Wunder, dass in dieser Ecke einige Szenen aus „Herr der Ringe“ gedreht wurden. Einen laengeren Fotostopp gabs an der Kawarau Bridge: Hier fand der erste „offizielle“ Bungeejump durch A.J. Hackett statt. Aber trotz strahlendem Sonnenschein habe ich dieses Mal noch auf den Adrenalinstoss verzichtet, und stattdessen am naechsten Morgen lieber die rasante Fahrt mit dem Jetboat auf dem Shotover River genossen. Das morgendliche Haarefoehnen und Frisur herrichten haette ich mir wirklich sparen koennen 😉

Weitere 200km spaeter startete am Lake Manapouri das bisherige Highlight meiner Reise. Nach Faehre und Busshuttle ueber den Pass ging es zur Overnight Cruise in den Doubtful Sound. Im Wechsel von Sonnenschein und Regen durchquerten wir auf unserem kleinen 12-Mann-Boot die gigantischen Schluchten bis zur offenen See, vorbei an unzaehligen Wasserfaellen, Seehund-Kolonien und schroffen Felsformationen. Fuers Abendessen gingen der Koch und seine Assistentin mal kurz tauchen, um 30 frische Lobster zu fangen – wie auch der Rest des Essens ein Genuss! Fuer die eher aeltere Generation an Bord wurde dann zum Fischen geankert – und ratet mal, wer den ersten, orange-gestreiften Fisch nach fuenf Minuten an der Angel hatte… genau – Mr. Cook! Vor Sonnenuntergang durfte noch die Kueste per Kayak erkundet werden, ehe einem fantastischen Seafood-Abendessen ein feucht-froehlicher Abend folgte. Und kurz vor der Rueckkehr in den Hafen am naechsten Morgen zeigten sich auch noch zwei Delfine – meine Reaktionsschnelligkeit reichte aber (noch) nicht, um die Kamera in Position zu bringen… 🙁

Auch wenn die Tour absolut „relaxing“ war, durfte ich doch eine Kleinigkeit lernen:

1. Wenn Du bei stroemendem Regen im Doubtful Sound ins Kayak-Boot umsteigst und nach kurzer Zeit das Gefuehl hast, dass Dir das heute keinen Spass machen wird, steig einfach wieder aus, lass die anderen eine halbe Stunde paddeln, und schnappe Dir stattdessen lieber nochmals die Angelrute. Mit einem Haeppchen Tintenfisch dran, laesst Du den Haken dann auf 50m runter, ziehst ihn ein, zweimal zur Kontrolle nochmals raus, und beim dritten Mal wartest Du fuenf Minuten. Dann langsam die Schnur aufrollen, bis Du merkst, das da was dran zappelt… gespannt und vorsichtig weiter kurbeln, bis Du in etwa 3m Tiefe erkennst, dass da doch glatt was Groeseres dranhaengt. Und kurz vor der Oberflache rufst Du dann laut nach der Crew, damit sie Dir beim Rausholen des „Fisches“ helfen: ein Hai!!! Nach professionellem Haken-aus-dem-Maul-Loesen drueckst Du einem der Passagiere schnell die Kamera in die Hand, posierst wie ein alter Hase stolz mit Deinem 5-Minuten-Fang, und laesst das schoene, aber trotz seiner knapp 80cm Laenge doch einen gewissen Respekt einfloessende Tier wieder im Doubtful Sound verschwinden. What a thrill…!

Shark Hunter

Cook @ Mount Cook

Februar 18th, 2010

Das erste grosse Etappenziel ist geschafft: Ich habe „meinen“ Berg, den Mount COOK, live gesehen! Leider hatte ich eine kleine Blase am grossen Zeh, weshalb ich anstelle der 5taegigen Bergtour lieber mit dem Heli zum Gipfel geflogen bin… aber man wird halt nicht juenger 🙁

Der Flug vom Fusse des Franz Josef Gletschers war schon allein sein Geld wert. Nach 5 Minuten kam zum ersten Mal so etwas wie Vertrauen in die Maschine auf, das allerdings in 3.500m Hoehe nochmals auf eine harte Probe gestellt wurde, als die Luftstroeme ueber dem Bergkamm die Rotorblaetter erfassten… aber da der Pilot keinen Fallschirm an hatte, konzentrierte ich mich wieder aufs Bilder machen. Und bei strahlendem Sonnenschein sieht der Mount Cook mit seinen 3.754m richtig toll aus!

Auf dem Rueckweg gabs dann noch eine kleine Landung auf dem Fox Glacier, der genauso wie der Franz Josef Glacier in manchen Jahren noch waechst – bei bis zu 30m Schnee pro Jahr auch kein Wunder.

Ob das ganze aber noch etwas mit Umweltvertraeglichkeit zu tun hat, sei mal dahingestellt. Ab morgens um Halb Neun droehnen die ersten Rotorblaetter durchs Dorf, und bei allein 10 Fluganbietern in Franz Josef Glacier Country ist bis zum Sonnenuntergang ein permanentes Surren zu hoeren. Aber okay, ich habe ja auch meinen Teil dazu beigetragen… 😉

Auch in der traumhaften Bergwelt der Suedinsel habe ich wieder etwas lernen duerfen:

1. Wenn Du in einer Jugendherberge extra einen „kleinen“ Schlafraum mit nur 4 Betten buchst, liegt die Wahrscheinlichkeit auf einen Schnarcher in Deinem Zimmer bei genau 25%. Und diese 25% treten zu 100% ein! Ich liebe diese Typen, die sich abends noch ihre 5-6 Bierchen im Aufenthaltsraum reinpfeifen, dann 3 Minuten nach Dir ins Zimmer kommen, in ihr Bett hochkrabbeln, sich dreimal quietschend hin und her drehen, um nach 2 Minuten Einschlafphase mit ihrem „Konzert“ zu beginnen. Selbst heftige Tritte von der „Untermieterin“ des Schnarchers zeigten kaum Wirkung… Jackpot!

2. Wenn Du einen alten Toyota Corolla Kombi faehrst, der nicht mehr von aktuellen Rueckruf-Aktionen betroffen ist, solltest Du trotzdem bei jedem noch so kurzen Verlassen des Autos die wichtigsten Dinge bei Dir haben. Neben Geldbeutel und Reiseunterlagen sind das vor allem die wertvollen Sachen wie Kameras und Macbook, sowie zur hygienisch einwandfreien Ueberbrueckung der kommenden Nacht frische Unterwaesche, den Waschbeutel und ein Handtuch. Denn auch ein alter Corolla ist nicht perfekt. Und wenn Du nach dem Verriegeln an der Fahrertuer den Schluessel nicht mehr gewaltfrei abziehen kannst, wird es nach einer Weile ziemlich unlustig! Auch wenn die Kriminalitaetsrate in Neuseeland Geruechten zufolge sehr gering sein soll: Ein schwarzer Schluessel in einem weissen Corolla hat dort nachts einfach nichts zu suchen! Und wie „entspannt und ruhig“ die Nacht verlaufen ist, kann sich jeder vorstellen…

Freudestrahlend durfte ich allerdings morgens feststellen, dass sich wirklich kein Mensch fuer einen alten Japaner interessiert – selbst wenn der Schluessel steckt! Und so konnte ich nach kurzer Wartezeit Clive, dem ortsansaessigen einzigen Mechaniker weit und breit und quasi ADAC-Engel, zusehen, wie er innerhalb von einer Stunde das Auto knackte, das Schloss ausbaute, das gebrochene Miniteilchen im Zylinder entfernte, alles wieder zusammen- und in die Tuer einbaute. Und das Wichtigste: er rettete den Schluessel! Denn sonst wuerde ich wohl noch heute am Fusse des Gletschers sitzen und auf einen Ersatzschluessel aus Japan warten…

Und Achtung: Zum Schluss noch eine kleine Sensation: Das erste Foto von mir in meinem Blog!!! Aber keine Sorge, am Album wird im Hintergrund hart weitergearbeitet… 😉

 Cook @ Mount Cook

1000km Linksverkehr – unfallfrei!

Februar 14th, 2010

Die erste Woche Suedinsel liegt hinter mir. Und 1.000 Kilometer mit dem grandiosen Toyota Corolla Automatik… hoffe mal, der ist nach seinen gelaufenen 240.000km nicht mehr von einer Rueckruf-Aktion betroffen, denn bei den taeglichen Mitteilungen aus der PR-Zentrale unseres japanischen „Marktfuehrers“ kann man ja so langsam schon den Ueberblick verlieren… hatte mal waehrend des Studiums ein spannendes Buch ausgeliehen: „PR in Krisenzeiten“ 🙂

Autofahren in Neuseeland macht eigentlich richtig Spass, nur bei der Vielzahl an teils atemberaubenden Ausblicken muss man echt aufpassen, dass man nicht von der Fahrbahn abkommt… zum Glueck haben die Kiwis aber die umklappbaren Markierungspfosten erfunden, ueber die man bei Bedarf schadlos drueberrauschen kann. Allerdings sind noch nicht alle Pfosten so gebaut…

Spannend sind auch die Verkehrszeichen in NZ. Selbst auf einem „Highway“ gibt es alle paar Kilometer eine „One Lane Bridge“ – beim Ueberqueren von Fluessen hat die Regierung leider bei der Brueckenbreite gespart…
Und auch bei der Warnung vor gefaehrlichen Kurven scheint das Geld vereinzelt ausgegangen zu sein. Wird man an der einen Stelle noch mit 4-8 gelb-schwarzen Pfeilen und der Zahl „45“ dezent aufs Bremsen hingewiesen, taucht 2 Minuten spaeter eine Kurve vom gleichen Ausmass auf – allerdings ohne Hinweisschilder! Also faehrt man doch lieber mal auf Sicht und aeusserst defensiv… die grossen Plakate mit der „High Summer Crash Rate“ tun ihr Uebriges dazu.

Landschaftlich ist Neuseeland unglaublich schoen. Vor allem entlang der Kueste gibt es imposante Felsformationen wie die beruehmten „Pancake Rocks“, endlose schwarz-graue Sandstraende, und dicht bewachsene Berghaenge, die vor unterschiedlichen Gruentoenen nur so strotzen. Vor allem der Riesen-Farn ist immer wieder ein Hingucker. Und den konnte man bei der 4-Stunden-Wanderung im Abel Tasman National Park entlang der „Golden Bay“ hautnah geniessen.

Sandsturm war dagegen auf dem „Farewell Spit“ ganz im Norden der Suedinsel angesagt. Die Duenen dieses knapp 20km langen Sandstreifens verschieben sich taeglich um mehrere Meter und erfordern schon mal eine Sonderreinigung der Foto-Linse… Mit dem 4WD-Bus von Chris war der 6-Stunden-Trip aber jedes Sandkorn wert.

Tiertechnisch findet man in Neuseeland die erwarteten „Klassiker“: Schafe, Rinder, Wild, Huehner, Seeloewen, Moewen, Oysterpicker, zahlreiche mehr oder weniger attraktiv pfeifende Vogelarten – und Grillen. Beim Autofahren mit offenem Fenster uebertoent der Lockruf selbst das Motorengeraeusch, und beim Wandern durch den Wald erzeugen die millionenfach vorkommenden Tierchen vereinzelt Tonfrequenzen, die durchaus als Folter-Instrument eingesetzt werden koennten (nein, ich bin gegen jegliche Form von Folter, auch wenn es der eine oder andere KSC-Kicker langsam mal noetig haette! 😉 )

Was habe ich wohl diese Woche gelernt?

1. Man lernt eine Menge Leute hier kennen… und nicht nur Touris! Waren es auf der Hiking-Tour im Abel Tasman NP noch Martina vom Ammersee und Kathleen, Reid und Lisa (8 Monate alt!) aus Bremen, die eine nette Wandergruppe bildeten, so waren mit Gary aus Alaska, der nach seiner Pensionierung als Pilot immer halbjaehrlich zwischen Neuseeland und Alaska pendelt und mir ein paar Tricks am Macbook zeigte, oder der ueber 80jaehrige Chris aus Wellington, der seine deutsche Ehefrau an einen besser positionierten Gouverneur von der Suedinsel verlor, schon die etwas internationaleren „Kaliber“ am Start. Und auch Pooja und Kaiv aus Dunedin, die beide indische Wurzeln haben, erzaehlten beim gemeinsamen Pitcher in der „Punakaiki Tavern“ spannende Geschichten.
Nur wenn es in der Kueche auf dem Campingplatz ploetzlich laut wird, ist klar: Halb „Ostdeutschland“ (bzw. korrekt „aus den fuenf neuen Bundeslaendern“) ist zur Zeit in NZ unterwegs! Da outet man sich dann lieber nicht als Deutscher, oder verbruedert sich beim Frisbee-Spielen lieber mit einem Hollaender… 😉

2. Wenn Du im Abel Tasman NP einen Fuehrerschein fuer ein 20sitziges Motorboot hast, mit dem Du die Touris an einem der traumhaft schoenen Straende absetzen willst, um sie spaeter an anderer Stelle wieder einzusammeln, solltest Du bei entsprechendem Wellengang auch das Anker setzen wirklich drauf haben. Denn falls Du gerade ein paar Gepaeckstuecke an den Strand bringst, waehrend sich der Anker im Sand loest, und das Boot sich langsam parallel zu den Wellen dreht, macht sich doch schon etwas Unruhe unter den Zurueckgebliebenen breit. Und kurz bevor das Boot zu kentern droht, alle Mann an Land zu beordern, um dann mit letzter Kraft und einem zu Hilfe gekommenen zweiten Boot das Boot wieder frei zu schieben, fuehrt zwar zu einer Erwaehnung in Cook’s Adventure Tour Blog, aber wird Dir nicht zu einer Befoerderung verhelfen!

3. Wenn Du abends in der Taverne noch ein, zwei Bierchen getrunken hast, bevor Du es Dir bei einsetzendem Sturm im absolut wasserdichten Supermarkt-Zelt bequem machst, solltest Du vielleicht doch noch mal kurz die Blase entleeren gehen. Denn einerseits fuehrt das stundenlange Prasseln der Regentropfen auf das Zeltdach nicht gerade zur Entspannung der Blasen-Aktivitaeten, und andererseits kann es eine echte Qual werden, frueh morgens auf ein Nachlassen des Sturms zu hoffen, um trockenen Fusses zur Toilette sprinten zu koennen. Regenschauer dauern in NZ immer bis zum spaeten Morgen, also klaere alle „wichtigen Dinge“ abends, bevor Du den Reissverschluss des Zeltes hinter Dir zumachst!

„Kia ora“ oder „Hallo“ aus Neuseeland

Februar 7th, 2010

Nach einer kompletten Woche ohne Flug-Erfahrungen mit Qantas wird es langsam mal Zeit, über Neuseeland selbst zu berichten.
4 Mio. Einwohner auf einer Fläche, die knapp so groß ist wie Deutschland – da kann man schon mal etwas großzügiger bei der Hausplanung vorgehen… und so hat fast jede Familie hier ihr eigenes Häuschen; mal eher als etwas bessere Gartenhütte ausgebaut, mal als luxuriöses Anwesen mit zwei deutschen Markenautos in der Einfahrt. Bei Janfrie und ihrer Familie in Auckland waren es „nur“ zwei Japaner, aber dafür war die Beherbergung in der ersten Woche hier umso herzlicher. Mit Susi, ihrer Tochter, habe ich auch gleich mal den Gebrauchtwagenmarkt nach einem geeigneten „Magic-Mobil“ abgeklappert, aber weder die „etwas“ anders angezogenen langhaarigen Backpacker noch die sonstigen aus aller Herren Länder stammenden Autoverkäufer konnten mich trotz „special price for you, my friend“ vom Zücken meines Geldbeutels überzeugen. Stattdessen habe ich mal wieder online mein Mietwagen-Schnäppchen gemacht, und bin seit gestern stolzer Lebens-Abschnitts-Besitzer eines Toyota Corolla Kombi mit Automatik – was den Vorteil hat, dass man während der Fahrt die Kamera aus dem Fenster halten kann, um die fantastische Landschaft zu filmen 🙂

Meinen Sprachkurs habe ich erst mal auf „später“ verschoben, denn im Alltag lerne ich momentan am besten Englisch… womit wir schon wieder beim Thema wären 😉

1.  Die Welt ist klein, und Karlsruhe sowohl bekannt als auch beliebt! Bei einer Wandertour auf den Gipfel des Rangitoto-Vulkankegels (ist erst vor 600 Jahren entstanden) habe ich zwei Amerikanerinnen kennengelernt, wovon eine nach zweimaligem „Where ‚re ya from?“ erzählte, dass ihre Großeltern aus Karlsruhe stammen. Und nachdem ich in Nelson auf dem Parkplatz eines Supermarktes noch etwas unschlüssig einem von rechts kommenden Fahrer die Vorfahrt verweigerte, erhielt ich nach dem Aussteigen und Schuldeingeständnis meinerseits den freundlichen Hinweis, dass auch in Deutschland rechts vor links gelte, und dass es in Karlsruhe in der Orangerie der Kunsthalle eine tolle Bildersammlung zu sehen gäbe. „Small, but very well selected“!
Nur nach dem KSC hat bisher noch kein Mensch gefragt… besser so 😉

2. Der ÖPNV in Neuseeland und speziell in Auckland ist noch leicht verbesserungswürdig. Während die Vororte mit stinkenden Diesellok-Zügen verbunden sind, in denen als ABM-Maßnahme noch mehrere Schaffner gleichzeitig das Geld für das Ticket eintreiben, drehen in der Innenstadt selbst schon zahlreiche Busse ihre Runden. Problematisch wird es nur, wenn eine Großveranstaltung wie das AC/DC-Konzert ansteht. Da jeder brav sein Ticket beim Fahrer löst, bilden sich schnell mal mehrere Schlangen von 50+ Metern, und unter 20 Minuten Wartezeit setzt man keinen Fuß in den Bus. Ist dieser dann voll, geht es auch schon los – sofern der Motor des Busses überhaupt auf die offizielle Fahrgast-Kapazität ausgerichtet ist. Denn an mehreren Hügeln der Stadt waren wir knapp davor, den halben Bus zu räumen und beim Schieben zu helfen.
Immerhin hielt der Motor durch – was man von der Harley, die sich an einer Ampel frech vor uns drängte, nicht sagen kann. Vor zahlreichen Zuschauern würgte der Fahrer sein Motorrad ab – wie rot er unter seinem Helm angelaufen ist, konnte leider keiner genau erkennen.
Allerdings sollte man bei der Einteilung der BusfahrerInnen für solch ein Konzert darauf achten, dass sie auch wissen, wo genau es stattfindet, und wie der kürzeste Weg dorthin ist. Denn unsere durchaus unterhaltsame Maori-Fahrerin fuhr fröhlich vor sich hin, bis die ersten AC/DC-Fans mal vorsichtig nachfragten, wann sie denn endlich in Richtung Stadion abbiegen wolle… auf die paar Minuten kam es allerdings auch nicht mehr an 😉

3. Wer im Western Springs Stadium zu einem Konzert gehen will, für das es nur noch Tickets am „Hill“ zu 159$ gibt, sollte lieber in die Querstraße einbiegen und sich ein Ticket im Garten einer Maori-Familie für 15$ sichern. Erstens hat man von da aus eine genauso gute Sicht auf die Bühne wie von oberhalb der Gegentribüne, da das Stadion in einen Hügel gebaut ist. Zweitens brät Mama Maori hervorragende Würstchen, die nur 1$ kosten. Drittens darf man die Toilette bei Familie Maori umsonst benutzen. Viertens macht es richtig Spaß, mit ca. 100 anderen Leuten im Garten von Familie Maori diese Gastfreundschaft zu teilen. Und fünftens hätte es bei den englischen Nachbarn 20$ gekostet – zwar auf einer stabilen Holzterrasse, aber mit schlechterer Sicht auf die Bühne.
Ach ja, AC/DC haben wieder mal souverän abgerockt, und im Vergleich zur Indoor-Tournee letztes Jahr gabs draußen noch das passende Abschlußfeuerwerk!

4. Wer an einem unscheinbar erscheinenden Wochenende Anfang Februar erst mit dem „Overlander“-Train von Auckland nach Wellington fahren, dann am nächsten Morgen mit der Fähre durch den COOK(!)-Strait auf die Südinsel nach Picton übersetzen und dort sein Mietwagen-Schnäppchen entgegen nehmen will, sollte erst prüfen, ob nicht zufällig ein mega Rugby-Event in Wellington stattfindet. Denn die als letzten Buchungsschritt angesetzte Suche nach einem Zimmer hat einige Nerven und eine Menge Geld gekostet! Ganze 5 Hotels waren noch zu haben, und mit letztlich 175$ bin ich noch mal ganz gut davongekommen… dafür gab es sogar ein Upgrade zur Harbour-Seite, mit fantastischer Aussicht auf den Hafen von Wellington. Und in der Stadt Unmengen an kostümierten und zumeist betrunkenen Fans aus aller Welt.
Was in Deutschland der Karneval und in New Orleans „Mardi Gras“, ist in Neuseeland das „NZI Rugby Sevens“-Turnier. Neben dem Sport geht es hier vor allem um ein Wochenende voller Parties und um das beste Kostüm – von außerirdischen Goldjungs über Oktoberfest-Dirndl und knappe Tarzan-Outfits bis hin zur SM-Lack-Leder-Fraktion war alles vertreten.
Nur ärgerlich, dass ich nicht mal 10 Stunden in der Stadt war… so ein Fehler darf einem Eventmanager eigentlich nicht passieren… 😉

Sodele, das waren ja mal wieder eine Menge Wörter… meine 2000 sind damit für heute verbraucht! 

Am anderen Ende der Welt

Februar 1st, 2010

Heute gibt’s das erste Lebenszeichen aus Neuseeland – Home of the Kiwis! Und dass ich schon hier bin, ist gar nicht so selbstverständlich…

Beim CheckIn am Flughafen in Perth eröffnete mir eine abermals sehr sympathische Angestellte von Qantas, dass sie mich nur für den ersten Flug bis Melbourne einchecken könne. Für den Weiterflug nach Auckland sei dies nicht möglich, da ich kein Rückflugticket hätte, und mich die Behörden so nicht einreisen lassen würden! Hääähhh???
Okay, ich hatte in meiner mehr oder weniger ausführlichen Vorbereitungsphase durchaus gelesen, dass man ein Rückflugticket vorweisen muss, aber in meinem manchmal grenzenlosen Optimismus dachte ich, dass das Rückflugticket von Sydney nach Frankfurt im Juni 2010 ausreichend Ausdruck meiner Rückkehr-Absichten nach Deutschland sei. Schließlich wollte ich ja erst spontan in Neuseeland entscheiden, wann ich über den kleinen „Umweg“ Fidji weiter nach Australien fliege…
Also gut, 6.50 Uhr in Perth, trotz 2 Stunden Schlaf war ich sofort hellwach. Eingecheckt bis Melbourne, weiter zum Sales-Schalter von Qantas, der zum Glück morgens um diese Zeit schon besetzt ist, erst nach Gabelflügen nach Fidji und Sydney gesucht, dann aber doch für den einfachen Flug von Auckland nach Sydney Anfang April entschieden. 240 A$, da musste selbst der Qantas-Mitarbeiter staunen, dass man so günstig von der Insel wieder runterkommt. Mit dem Kaufbeleg ging es dann nochmals zum CheckIn, und um Halb Acht war meine ursprüngliche Reiseplanung wieder sichergestellt…
Ansonsten wäre ich erst mal in Melbourne gestrandet, was am Final-Wochenende der Australien Open nicht unbedingt mit einer reichen Auswahl an preiswerten Unterkünften verbunden gewesen wäre. So werde ich mir Melbourne dann erst auf dem „Rückweg“ anschauen.

Für viele unerwartet, habe ich auch in den vergangenen Tagen wieder das eine oder andere gelernt:

1. Australische Türen verfügen fast immer über eine „klassische“ Tür aus Holz oder Glas, und eine Moskito-Schutztür. Und auch wenn man morgens um 6 Uhr vom Taxi abgeholt wird, noch etwas im Halbschlaf ist und die Sichtverhältnisse bei gedämpfter Beleuchtung nicht perfekt sind: Versuche niemals, das Moskito-Gitter mit dem Gesicht und der Stirn zu öffnen oder beinahe zu durchbrechen! Es gibt hässliche Abdrücke auf der Haut, verunsichert den Taxifahrer aufgrund des vereinzelt abzuwischenden Blutes leicht, und tut einfach nur weh! Selbst wenn die Haupttüre also geöffnet ist, taste Dich langsam voran und kläre Existenz und Position einer möglichen Moskitotür 😉

2. Wenn Dir ein männlicher australischer Qantas-Mitarbeiter beim CheckIn einen Platz am Notausgang verspricht – glaube ihm kein Wort! Die Reihe 15 ist zwar wirklich ganz in der Nähe des Notausgangs, aber die Damen und Herren in Reihe 13 und 14 waren diejenigen, die tatsächlich ihre teils lächerlich kurzen Beine ausstrecken durften. Ich hingegen versuchte mehr oder weniger erfolgreich, meinen durchaus prächtig geratenen Oberschenkelknochen zwischen meiner und der Rückenlehne des Vordermannes unterzubringen, so dass trotzdem noch das Tablett für das äußerst schmackhafte Abendessen waagerecht abgestellt werden konnte, und ich die Stunde bis zur Abholung des Tabletts ohne Krampf überstehen konnte. Danach wechselte ich in den Bereich „Stehplatz überdacht“ am Ende des Fliegers, schnorrte ein paar leckere Dinge aus dem Qantas-Fundus, versuchte die Witze und Kommentare der Crew zu entschlüsseln, und setze mich erst für die Landephase wieder gut erholt auf mein Fensterplätzchen.
Da ich nicht weiß, ob eine weibliche Mitarbeiterin meinem Wunsch eher entsprochen hätte, empfehle ich daher weiterhin die Reservierung über’s Internet – da weiß man, was man hat!

Jetzt geht’s trotz wechselhaftem Wetter nach Auckland Downtown – im Gegensatz zu Karlsruhe lockt hier der jährliche Stadtgeburtstag wirklich eine Menge Leute an, und von den Straßenkünstlern kann man viel über die Wertschätzung der Neuseeländer für ihre Nachbarn lernen:
„Are there any Australians here? Okay, i’ll explain it once again, and very slow!“ 

Down Under – Part one

Januar 27th, 2010

Jeden Tag über 30 Grad Celsius können auch äußerst angenehm sein – sofern vom Indischen Ozean mittags die übliche Brise einsetzt… und das tut sie hier an der Westküste Australiens in Fremantle nahe Perth zum Glück zuverlässig!

Bin also in Down Under angekommen, auch wenn ich während des Fluges von Singapur nach Perth gelegentlich meine Zweifel daran hatte. Schon die Wartemusik am Flughafen kam mir etwas „unpassend“ vor: Der Titelsong von „Titanic“, „My heart will go on“.
Aber zum Glück saß mir während des Fluges mehrfach eine äußerst sympathische und durchaus attraktive Stewardess gegenüber, um die Turbulenzen durch die Monsun-Stürme gemeinsam zu überstehen, und ihr Julia-Roberts-Grinsen nahm mir die letzten Sorgen vor einem Untergang. Nur schade, dass man(n) den Gurt nicht lösen durfte 😎

Nach dann doch noch erfolgreicher Landung durfte ich erwartungsgemäß wieder eine Extrarunde bei den Einreise-Beamten drehen. Aber nachdem der Drogen- und Lebensmittel-Hund nichts Besonderes an mir gefunden hatte, blieb der Rucksack diesmal zu, und nach zehn glaubwürdigen „No“ auf die Fragen nach meinen Einfuhr-Absichten wünschte mir der nette Mann doch noch einen „schönen Urlaub“ auf Deutsch… 

Überraschenderweise habe ich in den letzten Tagen auch wieder etwas gelernt:

1. Australische Piloten sprechen wirklich den heftigsten Slang – Annette Guttmann und Christo, die mich für eine Woche in ihr Häuschen im wunderschönen Fremantle aufgenommen haben,  kann ich jedenfalls schon ganz gut verstehen – rein akustisch. Das heißt nicht, dass sich mir zeitnah auch der Sinn  dessen erschließt, was sie gesagt haben. Aber da Annette ihr Deutsch noch nicht ganz verlernt hat, kommen wir kommunikationstechnisch ganz gut voran 😉

2. cockroach – engl. für Kakerlake. Gehören zu einem guten Haushalt einfach dazu, da sie ja diejenigen Sachen fressen, die wir nicht mehr haben wollen. Und ich wusste gar nicht, dass sie auch fliegen können. Aber das hilft ihnen meistens auch nichts – die Australier haben ihre Fang- und Schlagtechnik nahezu perfektioniert, um täglich ihre ein bis zwei Tierchen souverän und ohne Spuren zu erlegen – sogar auf dem Teppich im Wohnzimmer.

3. Wer einen Weltrekord aufstellen möchte, muss definitiv früh aufstehen. Mit dem Rad um Halb Elf gemütlich zum Cottesloe Beach zu radeln und zu hoffen, dass man sich nach einer Stunde in der Warteschlange kurz vor Schluss noch registrieren könnte, ist illusorisch. Aber der Platz auf der „Fotografen-Tribüne“ kam meinen Neigungen ohnehin besser entgegen… wie immer hat die Kamera mehr als 300 mal ausgelöst (und JA, demnächst wird es auch Fotos in meinem Blog geben…). Dass die anderen 1.301 Leute es auch ohne mich geschafft haben, die längste Luftmatratzen-Kette der Welt aufzustellen, könnt Ihr hier nachlesen.
Und Fotos gibts auch bei Facebook.

4. Auch ohne perfekte Englisch- bzw. Australisch-Kenntnisse kann man sich jederzeit mit sympathischen Menschen hier „unterhalten“. Auf dem Heimweg vom Strand wollte eine Gruppe von mittelprächtig angetrunkenen Australiern wissen, ob sie mein Fahrrad aus 8 m Entfernung mit einem Bierbecher treffen kann. Sie taten es, ohne mich zum Stürzen zu bringen. Voller Freude drehte ich mich kurz um, streckte langsam den Mittelfinger meiner linken Hand durch, und rief ihnen ein herzliches „Fuck you!!!“ zu. Prompt wurde der nette Gruß mit einem mehrfachen „Fuck you“ erwidert, und beide Parteien waren glücklich, wieder jemand neues kennengelernt zu haben. Vielleicht werde ich diese Begrüßungsformel beim nächsten Besuch eines Pubs oder Restaurants gleich noch mal ausprobieren… 😉

5. Last but not least: Trotz steifer Brise und einer „rash vest“ (ein Shirt, das beim Baden vor der Sonne schützt) sollte man keinen Quadratzentimeter seiner Haut uneingecremt belassen. Abends sieht man sofort das Ergebnis, ob der Handrücken, die vorderen Fußbereiche und der Nacken wirklich gut geschützt waren – oder ob das Aftersun Soothing Gel zum Einsatz kommen muss… aber verglichen mit den gerüchteweisen niedrigen Temperaturen in der Heimat nimmt man das dann doch relativ gerne in Kauf 🙂

Jetzt gehts endlich mal nach Perth Downtown, und morgen noch mal zum Schnorcheln auf die Rottnest Island – am Freitag heißt es schon wieder Abschied nehmen, um bei kalten 24 Grad Neuseeland zu entdecken… brrrrrr!

STOP(is almost)OVER

Januar 21st, 2010

Kaum da, schon gehts weiter… so stressig habe ich mir meine Auszeit ja nicht vorgestellt 😉
Aber die drei Tage Singapur waren sehr beeindruckend. Rückkehr nicht ausgeschlossen…  

Und ich habe noch mehr gelernt:

1. Wenn Du am Singapore River abends gemütlich auf Fotosession bist, die nächste überdachte Fläche ca. 100m entfernt ist, und Du den allerersten, klitzekleinen Regentropfen abbekommst: Too late! Nicht mal Ben Johnson würde so schnell zum Dach sprinten können, wie der Regenschauer über Dich hereinbricht. Und es ist hier nicht irgendein Regenschauer: Es ist die wahrscheinlich stärkste Dusche der Welt! Aber immerhin angenehme 25 Grad warm…

2. Ohne Handy, MP3-Player und Kopfhörer bist Du in der U-Bahn schlichtweg OUT! Leider konnte ich die Top 5 der Mitfahrer nicht live anhören, aber bei dem Mix an Kulturen hier wäre das höchst interessant gewesen.

3. Eines Tages wird sich vermutlich die Erd-Achse um einige Grad verschieben und mitten durch Singapur gehen, denn soviel Beton, wie hier in sämtlichen Formen, Farben und Höhen verbaut wurde und wird, muss das die Kugel nach unten reißen.

4. Was machen wohl Tiere, die den ganzen Tag bei 30 Grad im Schatten aushalten müssen, ihre 300 qm „Revier“ haben, und abends mit ein paar mittelprächtigen Lampen sichtbar gemacht werden? Richtig, sie schlafen!
Insofern wurde die „Night Safari“ ihrem Namen nicht wirklich gerecht… Tiger und Löwen haben gepennt, Nilpferde und Nashörner im Dreck gesuhlt, und die anderen possierlichen Tierchen, die auf den leuchtenden Schildern angepriesen wurden, hat wohl auch bei Tageslicht noch nie jemand zu Gesicht bekommen… 😉
Aber die Tanzeinlage knapp bekleideter Urwald-Krieger und die 26 Themen-Restaurants sowie die 48 Souvenir-Shops haben das ganze nach 1,5 stündiger Anreise doch noch zu einem tollen „Erlebnis“ gemacht…
Werde mir dann doch lieber die große „Heinz Sielmann´s Wilde Tiere“-DVD-Sammlung zulegen…

5. Wer wirklich den Bär steppen sehen will, der sollte es abends lieber am Clarke Quay versuchen… Unzählige Bars und Restaurants, Clubs, Shops, wummernde Bässe, feiernde Leute – und die vermutlich längste Taxi-Schlange der Welt! So viele Taxis gibt es in KA nicht mal zusammen, wie sie hier am Stand die Leute abholen. Aber bei 4-5 Euro für den Heimweg braucht man auch nicht lange zu überlegen…

6. Die wichtigste Errungenschaft in Chinatown: Speisekarten mit Fotos! Denn mit Englisch braucht man es gar nicht erst zu versuchen… spätestens die Gegenfrage versteht man definitiv nicht mehr. Aber das Essen in den Garküchen ist genial. Und das Fläschchen Tiger-Beer (633ml) kippt man locker nebenbei herunter. Nur die Kakerlake, die kurz vor Feierabend noch unterwegs war, hätte der Sohn der Köchin nicht direkt vor meinen Augen zertreten brauchen… bis dahin war das Image wirklich perfekt 🙁

So, nachdem der Regenschauer heute schon nachmittags durchgezogen ist, werde ich mit Stephanie noch ein letztes Mal lecker Essen gehen (vermutlich mal wieder Sushi 🙂 ), bevor ich morgen Abend bereits den Präsidenten des Surfclubs in Perth (und seine Freundin) auf ein Bierchen am Strand begleiten darf…