Archive for März, 2010

Dauerlernen in Dunedin

Freitag, März 19th, 2010

Wie der eine oder andere aufmerksame Leser vielleicht schon mitbekommen hat, bin ich ja nicht nur zum Spaß nach Down Under geflogen – nein, ich wollte auch etwas lernen. Und was lag da näher, als sich für einen zweiwöchigen Englisch-Kurs anzumelden?

Nach 6 Wochen und 4.000 km on tour fiel die Wahl auf das wunderschöne Städtchen Dunedin an der Ostküste Neuseelands. Rund 120.000 Einwohner, davon 20.000 Studenten an der „Otago University“, umgeben von traumhaften Stränden, sanften Hügeln und einer spektakulären Otago Peninsula, an deren Ende die einzige Festlandkolonie von Albatrossen zu finden ist. Dass man hier jederzeit Pelzrobben, Pinguine und unzählige Vögel aus nächster Nähe sehen kann, brauche ich nicht extra zu erwähnen…

Nachdem die Auswahl von 3 Sprachschulen nicht gerade üppig war, bin ich morgens spontan in die erste Schule reingelaufen, war begeistert vom Empfangsteam, und habe mich angemeldet. Ab nun hieß es von montags bis freitags um 7 Uhr aufstehen, von 9 bis 15 Uhr Schule (habe streberhafterweise „full time“ gebucht), und abends noch Hausaufgaben machen… lang, lang ist’s her… 😉
Allerdings fiel das Lernen bei max. 3-4 Studenten im Kurs und der durchaus attraktiven Lehrerin Jo in den Vormittagsstunden nicht sonderlich schwer. Neben spannenden Artikeln aus dem „Guardian“ und klassischen Lückenfüll-Übungen waren es vor allem die Berichte der anderen Studenten aus ihrer Heimat, die den Kurs zu etwas Besonderem gemacht haben. Elektro-Ingenieur Othon aus Brasilien, Literatur-Studentin Fatemah aus Saudi-Arabien, Studentin Yoo Seon aus Korea und AuPair Teresa aus Deutschland hatten eine Menge zu erzählen.
Nachmittags war dann „High Speed English“ angesagt: Fil, vierfache Mutter aus den Philippinen und von morgens bis abends „busy“, hat sich beim Sprechen fast selbst überholt und galoppierte in einem Höllentempo durch die Übungen. Ihr trockener Humor und ihre Geschichten über das Leben von Immigranten in Neuseeland machten aber auch diese zwei Stunden zu einem täglichen Highlight.

Trotz Lernerei blieb genügend Zeit, um Dunedin und die Umgebung intensiv zu erkunden. Während „Larnach Castle“, das einzige Schloss Neuseelands und wunderschön auf der Peninsula gelegen, dem Namen „Schloss“ und den 25$ Eintrittspreis nicht annähernd gerecht wurde, war das Erklimmen der „Baldwin Street“, der weltweit steilsten Straße (lt. Guiness Book 1998) schon ein schweißtreibendes Highlight. Dazu das gelegentliche Joggen am endlosen Sandstrand oder der Sonnenuntergangs-Blick über die Stadt vom Signal Hill – nach zwei Wochen Dunedin fiel der Abschied nicht leicht…

Entlang der Ostküste ging es weiter Richtung Norden, vorbei an den Moeraki Boulders (kugelrunde Felsen, bis zu 4m Durchmesser, die am Strand liegen), einem abendlichen Besuch der „Blue Penguins Colony“ in Oamaru, und einem Zwischenstopp in Christchurch. Nachdem der Sommer nochmals für 2 Tage zurückgekehrt war, bot sich bei 27 Grad eine Harbour Cruise auf der Banks Peninsula an. Und als der Captain schon am Abdrehen war, tauchten doch noch einige Hector’s Dolphins auf, die kleinsten Delfine der Welt. Und dass sie das Schwimmen und Springen beherrschen, haben sie eindrucksvoll bewiesen.

Nach einem entspannenden Bad in den „Hanmer Springs Hot Pools“ und einer leider wegen starker Winde gecancelten Whalewatching-Tour in Kaikoura ging es mit der Fähre wieder zurück nach Wellington, auf die Nordinsel. Und dort werde ich in den verbleibenden 3 Wochen ganz sicher wieder etwas lernen… 😉

Kiwi-Adventure@Stewart Island

Mittwoch, März 3rd, 2010

Wer seinen Blog schon mit „Adventure Tours“ betitelt, sollte auch ab und zu ueber ein Abenteuer berichten… also habe ich mir einen kleinen Overnight-Trip nach Stewart Island gegoennt. Diese Insel im Sueden Neuseelands ist ein kleines Paradies fuer sich und Heimat bzw. Rueckzugsgebiet des Kiwis, dem Nationaltier der Neuseelaender. Nur die wenigsten von ihnen haben den seltsamen Vogel allerdings jemals live gesehen, und so mancher „Kiwi“ hat schon Zweifel, dass es die echten „Kiwis“ ueberhaupt noch gibt.

Mit dem kleinen 8-Sitzer-Flugzeug gings bei truebem Wetter von Invercargill los. Und wenn schon die See von oben einen etwas rauheren Wellengang erkennen lies, so sollten auch die Loecher in der Luft sowie entsprechende Windboeen nicht gerade zum angenehmen Fluggefuehl beitragen. Aber da der Pilot wieder mal keinen Fallschirm anhatte… 😉

An der unbewohnten Westkueste der Insel dann die Landung direkt am Strand… butterweich! Nach einer halben Stunde Wanderung durch Sanddünen und Graeser-Landschaften war die Huette des D.O.C. (Department of Conservation) erreicht. Zwei betagte Damen aus Neuseeland und eine Franzoesin suchten ebenfalls Unterschlupf in der Huette – und hatten bereits abends bei ihrem Spaziergang Glueck: Sie sahen mehrere Kiwis – lebendig! Ich hatte mir leider die falsche Faehrte rausgesucht… 🙁

Nach Sonnenaufgang und Mini-Fruehstueck begann dann am naechsten Morgen meine einsame 15km-Wanderung durch das sumpfige Hinterland der Insel. Und dem Kiwi-Gott sei Dank: Zwei der seltenen Tierchen liefen auch mir ueber den Weg, und machten waehrend meiner Filmaufnahmen einen eher verstoerten als erschreckten Eindruck… Futtersuche macht scheinbar blind. Dass sie nicht auf meinen Zehen rumgepickt haben, war grad alles….
Nach dieser Begegnung war mein Tag gerettet, die 3 Stunden Wanderung der pure Genuss, die Fahrt mit dem Rivertaxi ein weiteres Abenteuer, und der Rueckflug vom am weitesten von Deutschland entfernten zivilen Flughafen bei gutem Wetter und direkt neben dem Piloten das i-Tuepfelchen. Nur fragt nicht, wie oft ich mir in diesen 24 Stunden beinahe ins Hoeschen gemacht haette… 😉

Nach soviel Adrenalin blieb fuer die Learnings nur noch wenig Speicherplatz uebrig:

1. Der Name eines Ortes sagt schon durchaus etwas ueber seine Attraktivitaet aus – sofern es ein englischsprachiger und kein Maori-Name ist. Wer beispielsweise nach „Queenstown“ kommt, kann durchaus „Koenigliches“ erwarten. Und sowohl die exponierte Lage am Lake Wakatipo sowie die herrliche Berglandschaft der Suedalpen rund um die Stadt duerften selbst die Queen begeistern.
Wer hingegen nach „Bluff“ faehrt, sollte alle in Prospekten angepriesenen „Highlights“ dieses alten Walfaenger-Oertchens skeptisch hinterfragen. Es gibt definitiv keine! Ausser dass sich der Ort am „edge of the world“ befindet, und man auf einem Wegweiser die Entfernungen nach London, Sydney, zum Aequator und Suedpol ablesen kann. Wie man jetzt genau „edge“ uebersetzt, schlage ich lieber noch mal nach…